
Das Jubiläumssymposium Celebrating Repair war ein großer Erfolg. Mit dieser gutbesuchten Veranstaltung in der zentralen öffentlichen Bibliothek (Openbare Bibliotheek) in Amsterdam am Freitag, dem 18. Oktober wurde das zehnjährige Bestehen von Repair Café gefeiert.
Die hunderten Teilnehmer kamen in den Genuss eines sehr abwechslungsreichen Programms. Keynote-Sprecherin Tine de Moor setzte das Repair Café in einen umfassenderen Kontext. Sie zeigte, wie gut die Initiative zur aktuellen Mentalität passt.
Kenntnis in deinen Händen
„Drei Viertel der Bevölkerung hat schon die Einstellung, Dinge reparieren zu wollen; diesen Menschen müssen nur noch die richtigen Instrumente an die Hand gegeben werden. Repair Café ist ein solches Instrument”, sagt die Professorin der Universität Utrecht. Sie rühmte das ‚experiential knowledge’ – „Kenntnis, die in deinen Händen steckt” – die in Repair Cafés so reichlich vertreten ist.
Professorin Tine de Moor sieht Chancen für Repair Cafés, die Wertschätzung technischen Wissens zu steigern.
Senseo versus Nespresso
Nach der inspirierenden Keynote kamen Repair-Café-Reparateure erstmals ins Gespräch mit dem Produkthersteller Philips. Direktor für Nachhaltigkeit Eelco Smit hörte sich Verbesserungsvorschläge der Reparateure Piet van der Zanden (Repair Café Ridderkerk) und Frans Snijders Blok (Repair Café Bussum) für den Entwurf des Senseos an – das Produkt, dem man im Repair Café am häufigsten begegnet. Frans nannte den Senseo übrigens ein sehr gut reparierbares Produkt, sicherlich im Vergleich zum Nespresso-Apparat, bei dem er in seinem Repair Café in Bussum in den letzten Jahren immer öfter um Hilfe gebeten wird.
Eelco Smit (Mitte) versprach, die Anregungen von Piet van der Zanden (zweiter von rechts) an die Produktdesigner bei Philips weiterzugeben.
Es begann mit dem Repair Manifesto
Während des Vormittagsprogramms blickte Repair-Café-Gründerin Martine Postma auf die vergangenen zehn Jahre zurück. Sie berichtete unter anderem, wie alles begann: mit dem Repair Manifesto von Joanna van der Zanden van Platform21.
Moderatorin Andrea van Pol (links) im Gespräch mit Martine Postma.
Neuer, frischer Auftritt
Auch präsentierte Martine das neue Erscheinungsbild von Repair Café: „Mit diesem neuen, frischen Logo wollen wir zeigen, dass Repair Café etwas für alle ist, auch für junge Menschen.” Das Material für den neuen Stil wird demnächst allen Repair Cafés zur Verfügung gestellt.
Die einzelnen Elemente gewähren den Nutzern mehr Möglichkeiten, selbst Dinge wie Poster und Flyer herzustellen und in Gestaltung und Farbgebung zu variieren. „Der neue Stil bietet mehr Freiheit und mehr Auswahl”, erklärte Martine.
100 000 Euro Subvention für Stichting Repair Café
Es gab auch Neuigkeiten aus der Politik. Die Parlamentsabgeordnete Carla Dik-Faber (ChristenUnie) berichtete, dass sie eine Abänderung auf den Haushalt des Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft (Infrastructuur en Waterstaat ) eingereicht hat. Dieser Abänderung zufolge erhält Stichting Repair Café nächstes Jahr vom Staat eine Subvention in Höhe von 100 000 Euro zur Ausführung seiner Kernaufgaben. „Ein Geschenk für zehn Jahre Repair Café”, sagte die Abgeordnete. Sie setzt sich dafür ein, dass diese Förderung nicht einmalig bleibt, sondern jährlich zugewiesen wird.
Parlamentsabgeordnete Carla Dik-Faber hat gute Nachrichten für Stichting Repair Café.
Martine Postma bezeichnet dies nicht nur als großartige Nachricht, sondern auch als notwendig. „Wir haben zur Zeit keine strukturelle Einkommensquelle”, berichtete sie. „Und das, während wir durchaus Beiträge zur Gestaltung der Kreislaufwirtschaft leisten – eines erklärten Ziels der Regierung also. Es ist gut, wenn die Regierung dazu einen Beitrag leistet.”
Neue Formen der Zusammenarbeit
Gegen Ende des Vormittags wurde über neue Formen der Zusammenarbeit gesprochen, um das Reparieren noch besser im Alltag zu verankern. Rosalie Heens aus Flandern erzählte von den Verbindungen der Repair Cafés in Gent mit anderen Initiativen. Sjaak Langenberg berichtete über sein Kunstprojekt, das sich mit dem Machen und Reparieren im Bereich Pflege und Versorgung beschäftigt. Esther Slegh (aus Goeree-Overflakkee) und Annie van Genugten (aus Uden) gingen auf das neue Konzept des Kreislauf-Handwerkszentrums (Circulair Ambachtscentrum) ein, bei dem Secondhandläden, Wertstoffhöfe und Repair Cafés zusammenarbeiten.
Selbst reparieren: Smartphones, Regenschirme …
Nach dem Mittagessen konnte jeder selbst die Ärmel hochkrempeln. Es gab Workshops, Präsentationen und Demonstrationen. So konnte man lernen, wie man mithilfe von iFixit selbst ein Smartphone repariert. Doch Besucher konnten auch einen kaputten Regenschirm wieder flottmachen und einen eigenen wiederverwendbaren Brotsack nähen. Studenten der Rietveld Academie, einer Hochschule für bildende Kunst und Design, zeigten neue Materialien in ihrem REPAIRLAB. Besucher konnten ihre persönlichen Aktionspunkte für eine Reparierkultur in ihrem eigenen Repair Manifesto aufschreiben. Eine ganze Reihe von Künstlern, Designern und Forschern präsentierte ihre Arbeit.
Jasper Fleischhauer (links) von iFixit weiß alles über Smartphone-Reparaturen.
Künstlerin Julia Mandle war in Paris in der Lehre bei einem Regenschirm-Reparateur.
REPAIRLAB: eine ganz neue Sicht auf das Reparieren!
MOOI STUK! Ode an die Reparatur
Der festliche Tag endete mit der Eröffnung der Ausstellung MOOI STUK! Ode an die Reparatur. „Mooi stuk” ist ein Wortspiel, es kann sowohl „ziemlich kaputt” als auch „schönes Teil” bedeuten. In dieser einzigartigen Ausstellung werden reparierte Gegenstände präsentiert, als seien es Museumsstücke. Die Idee zur Ausstellung stammt von Joanna van der Zanden, die gemeinsam mit Martine Postma das ganze Jubiläumsprogramm zusammenstellte. Die fünf Dinge und ihre Reparaturgeschichte sind zunächst einige Wochen lang in Amsterdam zu sehen und anzuhören. Anschließend reisen sie zu verschiedenen Bibliotheken in den Niederlanden.
Während man das reparierte Objekt anschaut, hört man sich die Ansichten des Reparateurs an.
Alle Fotos auf dieser Seite: Martin Waalboer/Stichting Repair Café
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